Über Wochen bin ich mit Gabi jeden Morgen in der Früh joggen gegangen. Schlaftrunken haben wir uns aufgerafft und sind selbst bei Eis und Schnee losgelaufen. Am Ende der Joggingstrecke steht ein grüner Müllcontainer. Dort angekommen, schlägt Gabi jedes Mal mit der Handfläche auf den Deckel und sagt kurz „Gut gemacht“, zu sich selber. Ja, Sie lesen richtig. Sie sagt diese beiden Worte zu sich selber, nicht etwa zu mir.
Zu Anfang ist mir das gar nicht aufgefallen. Dann habe ich es bemerkt, beobachtet, erwartet, ja und heute mache ich es ihr nach. Nun schlagen wir beide auf die Tonne, sagen die beiden Worte und grinsen uns an. Es stimmt ja auch. Warum nicht einfach das Offensichtliche laut aussprechen? Selbstbestätigung pur.
Mit meinem Fokus auf Gabi stellte ich fest, dass diese motivierenden Bestätigungen bei ihr täglich zig Mal vorkommen, unabhängig davon, ob jemand zuhört oder nicht. Sieht sie einen leckeren Hähnchenfleischsalat im Supermarkt, sagt sie kurz „Super“ bevor sie ihn in den Wagen legt. Findet sie im Internet brauchbare Informationen zu ihrem Lieblingsfach Englisch, kommentiert sie diese mit „Prima“ oder „Sehr gut“. Akzeptiert der Automat die Karte, passt das letzte Glas in die Spülmaschine, liegt der erwartete Bescheid im Briefkasten; solche Kleinigkeiten werden kurz positiv kommentiert. „Gut“ und „Sehr gut“ sind ihre Lieblingskommentarworte. Ich habe aber auch schon „Ha!“, „Ok“ oder „Gut-gut“ gehört.
Ist sie mit einer erbrachten Leistung zufrieden, richtet sie ihre Zufriedenheits-Statements gerne auch an andere: „Ich hab so ein tolles Bild für den Text gefunden“ oder „Guck mal, gut geworden, ne?“ Mit dieser Selbstbestätigung macht sie sich vom Lob anderer unabhängig. Wenn der andere es auch noch ausspricht, wunderbar. Wenn nicht, ist sie zumindest selbst zufrieden mit dem Ergebnis.
Als ich sie darauf ansprach, war sie überrascht. Diese Kurzkommentare und Selbstbestätigungen sind ihr so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie ihr überhaupt nicht mehr auffallen. Kurz positiv zu kommentieren ist zu einem, ihr innewohnenden, Automatismus geworden.
Wie viel Einfluss dieser auf ihre optimistische Lebenseinstellung hat, kann ich nur vermuten. Im Ergebnis erlebe ich eine selbstbewusste Frau, die meistens gut gelaunt ist.
„Gut“, murmle ich beim Schreiben dieser Zeilen, „dass Gabi meine Lieblingsschwester ist.“ Sehen Sie, schon färbt es wieder ab.
Abschauen und ausprobieren ist laut Gabi übrigens eindeutig erlaubt.